Hetzreden scheitern am Protestlärm

 

Rassistische Kundgebungstour durch Berlin stieß auf heftigen Protest, NPD-Aktion in Kreuzberg wurde abgesagt

In Kreuzberg kamen sie erst gar nicht an, an den vier anderen Kundgebungsorten gab es lautstarken Protest: Die neonazistische NPD versuchte am Samstag mit mehreren Kundgebungen im Berliner Stadtgebiet zu provozieren. Die rund 20 Rechten versuchten, mit rassistischer Hetze gegen Flüchtlingsunterkünfte mobil zu machen.

 

Kreuzberg wurde blockiert

Bereits morgens wollte die NPD am Oranienplatz, in unmittelbarer Nähe des „Refugee Camps“ die Auftaktkundgebung – als erste von insgesamt fünf – abhalten. Der Ort wurde erst zum nahen Moritzplatz verlegt, dann fiel die Aktion ganz ins Wasser. Angesichts von rund 450 Gegendemonstrant_innen, die den Platz besetzt hielten, sagten die Neonazis um den Berliner NPD-Landesvorsitzenden Sebastian Schmidte die Kundgebung ganz ab.

Kein Durchkommen

Weiter ging es am Vormittag in Hellersdorf. Am Alice-Salomon-Platz sahen sich die Rechten von mehreren hundert Menschen umstellt. Die Ansprachen von Schmidtke, Maria Fank und Ronny Zasowk gingen komplett im Protestlärm unter. Fank ist Berliner Vorsitzende der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ und war die einzige Frau, die an der Kundgebungstour teilnahm. Zasowk sprach als Mitglied im NPD-Bundesvorstand und Vizechef des Landesverbandes Brandenburg. Aus der nahe gelegenen Alice-Salomon-Hochschule wurde die rechte Kundgebung zusätzlich mit Musik beschallt. Sympathiebekundungen aus der Bevölkerung erntete die NPD nicht. Das ist bemerkenswert, denn bei einer Bürgerversammlung am Dienstag hatte es teilweise heftige rassistische Ausfälle gegeben – und teilweise Applaus für die Redebeiträge von NPD-AktivistInnen, die die Stimmung weiter anheizten.

In Reinickendorf (Wilhellmsburger Damm/Ecke Oranienburgerstraße), im Westend (Spandauer Damm/Ecke König-Elisabeth-Straße) und abschließend in Marienfelde (Marienfelder Alle/Ecke Hildburghauser Straße) wiederholte sich das Szenario aus Hellersdorf. Schmidtke, Fank und Zasowk wiederholten ihre Reden jedesmal fast im Wortlaut.

Fank: „Ausländer-Zigaretten sind besonders ungesund

Insbesondere Maria Fank verbreitete besonders heftige, zuweilen fast skurril wirkende Parolen. Die Neonazistin warnte etwa vor Zigaretten, die viele Deutsche arglos bei Ausländern kaufen würden. Man könne nicht wissen, welche Wirkstoffe in den Ausländer-Zigaretten enthalten seien. Es sei damit zu rechnen, dass diese Zigaretten ungesund seien, so Fank.

Für die Umstehenden, ohnehin fast ausschließlich Gegendemonstrant_innen, blieb die Hetze wegen des Protests jedoch nahezu unverständlich. Mehrfach flogen Obst, Eier und im Westend auch ein Farbbeutel in Richtung der NPD. Die Neonazis, die mit einem NPD-Werbe-LKW (dem „Flaggschiff“) sowie einem Kleintransporter unterwegs waren, versuchten ihr Redepult dagegen jeweils mit aufgespannten Regenschirmen zu schützen.

Mindestens neun Festnahmen

Kurz nach 17 Uhr war die Kundgebungstour beendet. Laut eines Polizeisprechers gab es im Laufe des Tages mindestens neun Festnahmen von Gegendemonstrant_innen. Das Protestspektrum reichte von Antifas über Parteien und lokale Bündnisse gegen Rechts. Während in Hellersdorf vor allem Menschen protestierten, die von Kreuzberg aus angereist waren, befanden sich bei den Gegenaktionen in Reinickendorf, im Westend und in Marienfelde sehr viele Anwohner_innen.

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