Alte Akteurin mit neuem Projekt

Die Verleihung des »Gerhard-Löwenthal-Preises« war bisher das Hauptbetätigungsfeld der »Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung« aus dem Umfeld der »Jungen Freiheit«. Doch mit der Eröffnung der »Bibliothek des Konservatismus« in Berlin zeigt diese neue Aktivitäten.

 

In der gediegenen Atmosphäre der altehrwürdigen Zitadelle Spandau in Berlin wurde von der »Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung« (FKBF) am 23. November 2013 der »Gerhard-Löwenthal-Preis« verliehen. Der nach dem (rechts-)konservativen Journalisten benannte Preis wird inzwischen alle zwei Jahre verliehen, dient der »Erinnerung an das politische und publizistische Vermächtnis Gerhard Löwenthals« und soll »im Geiste dieses aufrechten freiheitlich-konservativen Namensgebers unabhängigen Journalismus« ehren.

Vor der eigentlichen Preisverleihung zeichnete Dieter Stein als Chefredakteur der »Jungen Freiheit« (JF) die drei GewinnerInnen des »JF-Jungautoren-­Wettbewerbs 2013« aus. Der Gewinner des Nachwuchswettbewerbs unter der Fragestellung »Identität – was versteht Ihr darunter?«, Fabian Schwarz, veröffentlichte bereits in der neurechten Nachwuchszeitschrift »Blaue Narzisse«. Als Vorsitzender des Stiftungsrates der FKBK führte Stein auch durch das weitere Programm der Veranstaltung. Die diesjährige Preisträgerin Birgit Kelle wurde für ihr antifeministisches Wirken gewürdigt. Bekannt ist sie, neben ihrem aktuellen Buch »Dann mach doch die Bluse zu«, vor allem durch ihre zahlreichen (Fernseh-)Auftritte als Vertreterin eines konservativen Antifeminismus. Sie publiziert in Zeitungen und Zeitschriften, wie »Focus« und »Die Welt« zum Thema und wurde von der »Jungen Freiheit« als Vorzeigekritikerin des Feminismus mitaufgebaut. Der österreichische Journalist Andreas Unterberger sah Kelle in seiner Laudatio »an der Spitze einer ganz zentralen Auseinandersetzung« mit der »Diktatur des immer aggressiver werdenden Feminismus«. Den »Gerhard-Löwenthal-Preis« erhielten in der Vergangenheit bereits Ellen Kositza und Stefan Scheil für »kontinuierliche, besonders qualitätsvolle und bahnbrechende Beiträge« im Sinne der Stiftung. Fast ausnahmslos haben die Ausgezeichneten in der »Jungen Freiheit« publiziert oder stehen ihr zumindest ideologisch nah.

Der Ehrenpreis der Stiftung ging an Karl Feldmeyer für sein Lebenswerk. Feldmeyer war über Jahrzehnte als Parlamentskorrespondent der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (FAZ) in Bonn und Berlin tätig. Zu den bereits ausgezeichneten gehören der Journalist Peter Scholl-Latour, der Historiker Ernst Nolte und der Verleger Herbert Fleissner. Feldmeyers Laudatio hielt der ehemalige Kollege von der FAZ, Konrad Adam. Dieser hob das Eintreten Feldmeyers als »Verfassungspatriot« für die Wiedervereinigung hervor. Adam steht derzeit als einer von drei SprecherInnen der »Alternative für Deutschland« (AfD) im Fokus der politischen Öffentlichkeit. Unter den 250 Gästen der Verleihung des »Gerhard-Löwenthal-Preises« 2013 waren neben zahlreichen FördererInnen aus dem Kreis der »Freunde der Jungen Freiheit« auch einige prominente FreundInnen der neu-rechten Wochenzeitung wie der ehemalige brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).

Stiftung als Trägerin

Im Jahr 2000 gründete der neurechte Publizist Caspar von Schrenck-Notzing die »Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung« als in München ansässige Stiftung und initiierte 2004 den jährlich ausgeschriebenen »Gerhard-Löwenthal-Preis«. Dieser wurde nach dem Tod von Schrenck-Notzing 2007 im Zweijahresrhythmus und gemeinsam mit der »Jungen Freiheit« verliehen. Im gleichen Jahr übernahm der Gründer und Chefredakteur der JF, Dieter Stein, den Vorsitz des Stiftungsrates und leitet diese seitdem von Berlin aus. Bis zur Eröffnung der »Bibliothek des Konservatismus« trat die Stiftung im Wesentlichen nur durch ihre Preisverleihungen und einzelne Veröffentlichungen in Erscheinung.

Bibliothek als neuer Anlaufpunkt

Bereits im November 2012 wurde die »Bibliothek des Konservatismus« einer breiten Öffentlichkeit in Berlin vorgestellt. Den Grundstock bildet die umfangreiche Privatsammlung des Stiftungsgründers Caspar von Schrenck-Notzing. Später kamen noch Buchbestände des verstorbenen Günter Rohrmoser – ein Protagonist des christlichen Rechtskonservatismus – dazu. In den Räumlichkeiten werden nicht nur umfangreiche publizistische Bestände von und über Konservatismus in allen seinen Facetten den NutzerInnen zur Verfügung gestellt, sondern die Bibliothek wird auch regelmäßig für Diskussionsveranstaltungen oder Buchpräsentationen genutzt. In diesem Jahr führte die Bibliothek im Vorfeld der Preisverleihung ihre mehrtägige 5. Bibliothekstagung durch. Am ersten Tag stellte Georg Pazderski die AfD vor. Am folgenden Tag diskutierten unter anderem Karlheinz Weißmann vom »Institut für Staatspolitik« (IfS) und ­André Lichtschlag als Herausgeber der Zeitschrift »eigentümlich frei« über Konservatismus.

Parallel zu den Veranstaltungen treibt die Stiftung den Ausbau der Bibliothek mit mehreren hundert Quadratmetern Nutzfläche voran. So sind neue Räumlichkeiten für Seminare, die sich vor allem an SchülerInnen und StudentInnen richten, geplant. Die »Bibliothek des Konservatismus« in Berlin ist keine unpolitische Akteurin in Wissenschaft und Forschung, sondern gemeinsam mit der »Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung«, eine wesentliche Protagonistin des Konservatismus fernab der CDU. Die Personalunion des Vorsitzenden des Stiftungsrates und Chefredakteur der »Jungen Freiheit« in der Person Dieter Stein zeigen, dass beide Projekte als Gegenpol zum anderen umtriebigen Akteur im Bereich Rechtskonservatismus und »Neue Rechte« – dem Institut für Staatspolitik (IfS) – agieren. Das Kompetenzgerangel um die Deutungshoheit wurde auch deutlich durch die Abwesenheit von »Junge Freiheit« und FKBF beim letzten IfS-»Zwischentag« (s. drr Nr. 145) in Berlin.

Dieser Artikel erschien zuerst in Der Rechte Rand Januar/Februar 2014, Nr. 146

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