Antisemitische Lehrstunden in Berlin-Charlottenburg

Seit rund einem Jahr kommen jeden ersten Montag im Monat Menschen in Charlottenburg zu einer antisemitischen Lehrstunde zusammen. Nachdem sich der Vortrags- und Gesprächskreis einige Male in diversen Restaurants traf, etablierte er sich seit kurzem mit fester Adresse im Ökumenischen Zentrum Wilma 163. Nächstes Treffen bei Kaffee und Kuchen soll am kommenden Montag, 3. Februar 2014, sein. Der Vermieter kündigte an, Treffen der Gruppe in Zukunft nicht stattfinden lassen zu wollen.

 
Claus Petersen (Bildmitte) mit Mitstreitern bei einer Kundgebung am 25. Januar 2014 am Wittenbergplatz, Berlin. © K. Schmied

Offiziell befasst sich die Runde unter Leitung des Reichsbürgers Claus Petersen mit dem Verschwörungsglauben der Vergiftung durch Chemtrails. Daran anlehnend nennt sich die Runde harmlos „Blaue Himmel Gruppe Berlin“.

Jenseits der immer wiederkehrenden Debatten um giftige Stoffe, die angeblich durch Flugzeuge in ihren Kondensstreifen versprüht werden, bestärken sich Petersen, andere Referenten und das Publikum in ihrem hasserfüllten Antisemitismus. Dieser beginnt bei skurrilen Geschichten, wenn es zum Beispiel um die geheime Macht der Juden in China geht: rote Fahne mit fünf Sternen gleich Rothschild, raunt es bisweilen aus dem Publikum.

Deutlicher wird es, nachdem Petersen einen zu Haftstrafe verurteilten Holocaustleugner sehnlichst erwartet und dieser mit großer Verspätung eintrifft. Am 6. Januar 2014 zählt Gastreferent Iwan Götz[1] erst einmal all die Juden auf, die für Laien nicht als solche zu erkennen seien. Zitat: „In der Hitlerregierung war Chefideologe Rosenberg Zionist, da war der Joschka Göbel Zionist, das waren Joschka Eichmann Zionist, der Joschka Heydrich Zionist … Das war ein Haufen von Zionisten, damit es alles so läuft, wie es ausgemacht oder vorgegeben worden ist.“ Auch Ahmadinedschad und der jetzige iranische Präsident, sowie der Holocaustleugner Horst Mahler, „der für Zentralrat der Juden arbeitet“ und seine ehemalige Lebensgefährtin Sylvia Stolz, die „im Kibbuz groß geworden“ ist – alles Juden.[2]

Was in der antisemitischen Lehrstunde von Iwan Götz, die via Youtube abrufbar ist, nicht fehlen darf, ist der jüdische Zins. „Die gesamte Erdbevölkerung ist in der Kriegsgefangenschaft des Zins. Und das denkt man nicht daran, aber Zinsen ist die Ursache für alles, was wir haben: an Krankheiten, an allem … ist egal.“

Das Bild der antisemitischen Hetze rundete Götz mit weiteren Äußerungen ab wie, der „Holocaust und ähnlichen Schwachsinn, der nicht nachgewiesen ist“ und 1938 „hat man eben halt von der zionistischen Seite organisiert die sogenannten Judenpogrome“. „Als seien das die Nazis gewesen“, ergänzt er noch, ohne dafür Protest aus dem Publikum zu bekommen.

Zustimmung von seinen Anhängern dürfte wahrscheinlich auch Organisator Claus Petersen für seine Auschwitzleugnung erhalten, die er kürzlich über sein Google-Plus Account wiedergab. Dort schrieb er: „Ich hab mir die angebliche Gaskammer in Auschwitz angeschaut und muß erkennen, daß mein polnischer Geschäftskollege recht hatte, als er mir sagte, daß dieser kleine Raum ( 5 x 5 m ) mit nach innen aufgehen Türen an jeder Seite, keine Tötungskammer gewesen sein kann.  Auschwitz war also ein Doppel-Camp a. Wohn- und b. Arbeitsstätten-Lager zur Erstellung von Kriegsgütern wie Gummiereifen sowie Farben (IG Farben Frankfurt)“.

Auf den Hinweis an den Vermieter der Räumlichkeiten für die Veranstaltungen des „Blauen Himmels“ reagierte dieser entsetzt und kündigte an, die Veranstaltung verhindern zu wollen. Der Veranstaltungsort war im Jahr 2012 selber zwei Mal Ziel von Angriffen vermutlich rechter Täter geworden und kündigte Konsequenzen an.

 

  1.  Vgl. http://www.psiram.com/ge/index.php/Iwan_Wanja_G%C3%B6tz
  2.  Alle Zitate wie im Original.
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